Komplexe Werke zwischen Kalligrafie und Malerei

Unter dem Titel "Im Rhythmus" stellt Susanne Hofmann im Alten Spritzenhaus in Bahlingen ihre in Mischtechnik gefertigten Arbeiten aus. Die Werke fordern zum genauen Hinschauen auf.

Auf einen ersten flüchtigen Blick erschließen sich die Arbeiten von Susanne Hofmann nicht. Sie erfordern ein genaueres Hinsehen – und dann wird der Betrachter reich belohnt. "Ich bewege mich zwischen Kalligrafie und Malerei", sagt Hofmann gegenüber der BZ. Text- oder Wortfetzen schimmern aus dem Tiefengrund hervor, manchmal lesbar, manchmal auch nicht. Doch der Text liefert nicht unbedingt eine Botschaft, er trägt nicht immer zum Verständnis bei.

Und doch wirken die Arbeiten in sich ruhend, obwohl es viele Details zu entdecken gibt. Da ist zum Beispiel die jüngst entstandene Serie "Rosa Hortensie" im oberen Kabinett. Sie beruht auf dem gleichnamigen Gedicht von Rainer Maria Rilke. Für Hofmann zählt, Text und Form in Übereinstimmung zu bringen. Dabei ist es nicht wichtig, ob ihr selbst das Gedicht überhaupt gefällt. "Das Ziel ist nicht die Lesbarkeit des Textes, sondern man soll den Charakter erkennen", sagt die Künstlerin. Das Gedicht beschreibe die Farbigkeit und es gehe um das Wachsen und Vergehen, so Hofmann. In einer Aufwärtsbewegung innerhalb der Bilderreihe habe sie dies abbilden wollen.

Susanne Hofmann arbeitet gerne in Serien. Nach einer kurzen Einarbeitung mit Skizzen, die oft vernichtet werden, entstehen die Werke gleichzeitig. Rainer Huschens ging in seiner Einführung bei der Vernissage auf die Arbeitsweise ein. Oft würden nur zwei Werkzeuge wie ein breiter Pinsel und eine feine Tuschefeder verwendet. Die Übungsphase beginne auf billigem Papier. "Sie muss erst das Gefühl für die Spuren ihrer Werkzeuge auf dem Untergrund finden und sich in die Bewegung und den Rhythmus einfinden", so Huschens. Für die Serie "Rosa Hortensie" hat sie sich mit viel Platz im Garten ausgebreitet. Im Winter, so sagt die Künstlerin gegenüber der BZ, arbeite sie konzentrierter an nur einem Bild.

Susanne Hofmann studierte Grafik und Design an der Fachhochschule Wiesbaden und arbeitete zunächst in der funktionalen Gebrauchsgrafik und dem Marketingdesign. Seit 1995 ist sie Lehrerin an der Badischen Malerfachschule Lahr für praxisbezogene Gestaltung und Typografie. Der Beruf lässt ihr den Freiraum für künstlerisches Arbeiten. Sie stellte in Deutschland aus, aber auch in den USA, in Pakistan oder im Jemen.

Abstrakte Muster, farbige oder dunkle Flächen und kalligrafische Elemente ordnen sich zu einem harmonisch angeordneten Ganzen. Huschens: "Es ist spannend, das Über- und Untereinander von Flächen und Linien in den Übermalungen zu analysieren."

Vom Kunstverein begrüßte Pierre Gendron die zahlreichen Besucher der Vernissage. Er nahm die letzte Ausstellung im Alten Spritzenhaus in 2023 zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass der Kunstverein noch immer nach einem neuen Vorstand sucht. Er selbst und der langjährige zweite Vorsitzende Walter Holderer stehen ab dem kommenden Jahr nicht mehr zur Verfügung.

Die Ausstellung "Im Rhythmus" von Susanne Hofmann ist noch bis 22. Oktober samstags von 15 bis 17 Uhr, sonntags von 11 bis 13 und 15 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung geöffnet. Die Kunstfahrt führt am 29. Oktober nach Zürich in den Pavillon Le Corbusier (maximal 30 Teilnehmer).
von Christiane Franz
am Mi, 04. Oktober 2023

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